Tyrannen? Nein danke.

In letzter Zeit häufen sich auf den Sozialen Netzwerken die Berichte über Kindererziehung und was wohl aus unseren Kindern später wird. Berichte wie ‘Wenn ihr so weiter macht, was soll aus der Gesellschaft werden?’, ‘Kleine Tyrannen erobern die Welt’ und ,viele Kinder von heute werden totale Narzissten’ werden zig tausend Mal geteilt und geliked, wobei sich mir die Frage stellt: Wenn doch so viele Menschen dieser Meinung sind und diese Berichte und dessen Inhalte für richtig halten, wie kommt es dann zu diesem totalen Ungleichgewicht. Wollen die Mütter gerne so sein, schaffen es aber nicht? Schätzen sich die Mütter, bzw. Ihre Erziehung, einfach so falsch ein oder ist es einfach nur der Wunsch der Mütter, mehr von dem zu leben, was in diesen Berichten steht.

Ich halte mich selbst für eine sehr konsequente Mutter, mit natürlichen Schwächen. (Ich finde das klingt einfach unheimlich harmonisch:-))

Als ich damals mit meinem ersten Kind Emma schwanger war, war ich zur Vorsorge im Eutiner Krankenhaus. Dort gab es damals eine etwas sechzig jährige Hebamme, die mich dort untersuchte. Während der Untersuchung erzählte sie mir von Ihren eigenen vier Kindern,dass sie immer weiter gearbeitet hatte und sie mittlerweile seit 40 Jahren verheiratet sei. (Ja mit ein und demselben Mann…alle vier Kinder von einem Mann…ist ja heute auch total selten:-)) Da habe ich sie gefragt, nach welchem Motto sie denn Ihre Kinder erziehen würde….und da hat sie etwas sehr schlaues gesagt:

’Gewöhne deinem Kind nie etwas an, was Du ihm später wieder abgewöhnen musst, denn wir wissen ja alle, wie schwierig es ist, Dinge wieder zu ändern, wenn wir sie uns erst einmal angewöhnt haben. Gewöhne Sie lieber an Dinge, die Ihnen weiterhelfen, die heutige Welt zu meistern und gut zu Recht zu kommen. Die ihnen die Dinge einfacher machen und ihnen später eine gute Grundlage bieten.’

Ich habe damals sehr lange und ausgiebige darüber nachgedacht.

Als Emma auf die Welt gekommen ist, habe ich mich vor jeder Entscheidung, die ich damals neu treffen musste, gefragt: ‘Ist das jetzt etwas, was ich ihr vielleicht in ein paar Monaten oder Jahren wieder abgewöhnen muss?’ Und danach habe ich dann gehandelt.

 Angefangen vom #alleineimeigenenBettschlafenlassen über #ichtragedichsolangebisdueingeschlafenbist, bis hin zu #ichlassedireinbisschenlichtimzimmeran…über jede Sache habe ich vorher kurz nachgedacht und eine Entscheidung getroffen: Nein ich wollte ihr nicht zumuten, dass ich sie erst in meinem Bett schlafen lasse um ihr dann in ein paar Monaten, Jahren erklären zu müssen, warum sie es jetzt auf einmal nicht mehr darf.

Nein, ich wollte ihr nicht antun, dass sie sich an Mamis ständig, sich wiegenden Arm gewöhnt, und spätestens wenn sie zu schwer wird, sich an das ‘rumliegen’ wieder neu gewöhnen muss und nein, ich wollte ich nicht angewöhnen, dass sie im Dunkeln Angst haben muss und ich deshalb Licht anlasse.

 

Gleich diesen Mottos, lebe ich mittlerweile bei all meinen vier Kindern.

Heute sind es andere Themen wie #muttiträgtmirdenranzenzurschule #ichmussnichtbitteunddankesagen #meinemuttibringtmichbisinsklassenzimmer #beimessendarfichmichbenehmenwieichwill #aufräumenmachtmuttifürmich

#anziehesachenrauslegenauch #undalleinespielenmussichauchnieweilmeineelterneigentlichauchimmerlangeweilehaben

 

Natürlich gab es diese Momente, in denen eines der Kinder das erst Mal beim Einkaufen vor mir stand und gefagt hat:’Kaufst Du mir was?’ Und mein ‘Nein’ dazu geführt hat, dass sich mein Kind wie ein wildgewordenes Schimpansenkind auf den Boden geworfen hat und so doll geschrien hat, dass ich am liebsten gesagt hätte: ‘Die gehört nicht zu mir.’ Aber auch da habe ich kurz überlegt: Franzi, wenn Du jetzt schwach wirst, und sie daran gewöhnst, dass sie beim Einkaufen immer etwas bekommt, dann wird es teuer bei so vielen Kindern.:-)

Also bin ich hart geblieben…heute fragt mich keines unserer Kinder mehr beim Einkaufen mehr, ob ich ihm etwas kaufen kann.

 

Ähnlich verhält es sich mit den Hausaufgaben machen: Klar kam auch Emma auf die Idee, dass es ja viel schöner und vorallem auch einfacher wäre, wenn sie die Hausaufgaben mit Mama in der Küche am Tisch macht (O-Ton Emma ‘Machen die anderen Kindern doch auch so.’) Aber auch da habe ich kurz überlegt: Willst Du mit Emma, Lena, Fee und Til jetzt die nächsten Jahre deine nachmittage Hausaufgaben machen bzw. bringt es die Kinder wirklich weiter, sie daran zu gewöhnen, dass Mama ständig hilft und man eine ständige Geräuschkulisse hat. Auch da habe ich mich dagegen entschieden und mich für das, alleine Hausaufgaben, im eigenen Zimmer, machen entschieden. Klar darf gefragt werden, wenn man alleine gar nicht mehr weiter kommt, aber dann wird wieder ins Zimmer gegangen, Tür zu gemacht und in Ruhe alleine weitergarbeitet.

 

Das Wichtigste bei der ganzen Sache ist, dass man mit seinem Partner an einem Strang zieht. Das ist nicht immer einfach, man muss viel miteinander reden und auch mal diskutieren aber Ende sollte man doch immer einer Meinung sein, was das ‘Gewöhnen von Kindern an Dinge’ angeht.

 

Es ist nicht immer einfach nach diesem Motto zu leben, manchmal so gar sehr schwer und manchmal bricht es einem auch das Mutterherz, weil die Kinder ja so unglaublich ‘süss gucken’ können, aber ich glaube, auf lange Sicht hilft man den Kindern mit diesem Erziehungsmotto nur.

Denn wir wissen doch alle selbst nur zu gut, wie unglaublich schwer es ist, Dinge zu ändern, wenn man sich erstmal an etwas gewöhnt haben…..

Für Rechtschreibefehler entschuldige ich mich schon einmal im Voraus. Aber anscheinend hat auch das Word Rechtschreibung und Grammatikprogramm noch immense Schwierigkeiten mit der neuen Rechtschreibung.:-)

7 Kommentare zu „Tyrannen? Nein danke.

  1. Hallo 🙂
    Das ist so eine schwierige Sache mit dem an- und abgewöhnen. Wir merken das bei unserem Sohn auch manchmal, dass es Dinge gibt die wir vielleicht besser hätten sein lassen sollen. Am Anfang scheint vieles einfacher und im Endeffekt tut man sich bei so manchem wirklich nichts Gutes. Das gilt für beide Parteien. Aber ich denke da muss jede Familie ihren eigenen Weg finden. Dabei geht es ja auch im den „Lifestyle“ den man selbst lebt. Die Kinder machen alles nach und halten es mit vollster Überzeugung für richtig.
    Ganz liebe grüße,
    Nadine

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  2. Bei uns läuft das gleich wie bei Euch 🙂 Schön das zu lesen – Mir wurde schon oft gesagt ich sei zu streng. Ich finde allerdings, dass es mit den Zwillingen noch wichtiger ist, da sonst dann 2 gleichzeitig toben und mir auf der Nase rumtanzen. Aber das ist natürlich gar nichts im Vergleich zu Deinen 4 🙂 RESPEKT!

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  3. Wow. Du sprichst mir voll aus dem Herzen, denn genauso habe ich auch gehandelt und vorher überlegt, zu welchen Konsequenzen das jeweilige „Leine-lang-lassen“ in der Folgezeit führen kann. Ich habe 4 Jungs, die letzten beiden sind Zwillinge. Ich wurde auch oft gefragt, wie ich „das alles“ schaffe und meine Antwort war immer „Mit Liebe UND Konsequenz“. Oft sehe ich, dass manche Mütter sich nicht trauen, zu erziehen, das ist ja auch anstrengend und kostet Nerven. Aber es lohnt sich eben auch!!! Ich bekomme überall gesagt, wie gut erzogen meine Jungs sind, und bin ganz ehrlich stolz darauf. Die Großen sind schon 21 und 19 und zum Studium ausgezogen. Und ich bin stolz darauf, wie selbständig sie sind und freundlich zu allen Menschen. Ich wünsche dir und Deiner Familie alles erdenklich Gute 😍😍

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  4. Puuhhh… ich muss sagen, dass ich diesem Artikel leider so überhaupt nichts abgewinnen kann. Bedürfnisse verändern sich mit den Jahren. Die Kids sind mittlerweile fünf und sechs Jahre alt und schlafen völlig problemlos ohne Herumtragen ein, suchen sich ihre Klamotten selbst raus, stillen nicht mehr, beschäftigen sich ausdauernd alleine und können sogar in ihren eigenen Betten schlafen wenn es sein muss. Sie sind altersangemessen selbstständig und lösen Probleme oft allein – und das obwohl ich genau das eben nie forciert oder durch irgendwelche Erziehungsmethoden antrainiert habe. Als sie älter wurden haben sich die Dinge einfach von selbst verändert, weil die Bedürfnisse andere wurden. Und ja, natürlich können sie am Esstisch Hausaufgaben machen wenn sie lieber im Kreis der Familie und mit zwischenzeitlichen Unterhaltungen arbeiten – würde mir auch besser gefallen. Natürlich kannst du das in deiner Familie halten wie du willst, aber mit dieser ständigen Angst vor dem kindlichen Tyrannen zu werben, ist in den von dir aufgeführten Punkten erstens wissenschaftlich längst widerlegt und zweitens schlicht unfair.

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    1. Ich werbe in meinem Bericht nicht mit kindlichen Tyrannen, sondern beziehe mich auf Berichte aus den sozialen Netzwerken, die mit einer großen Intensität geteilt und geliked werden. Dies versuche ich zu hinterfragen und schreibe darüber, wie wir es hier bei uns handhaben. Schade, dass Dir mein Bericht als unfair erscheint. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er seine Kinder erzieht und sollte immer hinter seinem eigenen Tun stehen. Für sein Erziehungsstil sollte man sich nicht rechtfertigen müssen, wenn man davon überzeugt ist. Liebe Grüße

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  5. Ich lese in dem Artikel ganz viel Angst heraus. Angst vor Tyrannen, die einem auf der Nase tanzen und Angst selbst zu kurz zu kommen.

    Ich bin überzeugt, dass Bedürfnisse am ehesten „verschwinden “ wenn sie erfüllt werden.

    Mein Kind hat drei Jahre gestillt und braucht es jetzt nicht mehr. Meine Kinder schlafen bei uns und das hat Ihnen niemand angewöhnt, das kennen die genau so aus dem Bauch. Der Größte ist nun aus dem Familienbett ausgezogen -einfach so. Während ich als Kind nie bei den Eltern schlafen durfte und mit zehn noch das Bedürfnis danach hatte,nach Nähe und Geborgenheit.
    Unsere Kinder dind freie Wesen,junge Menschen…
    Hoffentlich sperren sie dich später im Alter nicht auch in ein separates Zimmer…

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